08. Juli 2022

Der Pilzkopf: Sebastian Reindl

Aus dem was man hat, dort wo man ist, das Beste machen – das ist das Motto des Holztechnologie & Holzwirtschaft-Absolventen Sebastian Reindl. Er nutzte kurz nach seinem Studium die Coronaphase und baute eine Zucht für Edelpilze auf Holzsubstrat auf.

Es ist nicht ganz einfach, den Lebensweg von Sebastian Reindl entlang eines roten Fadens zu beschreiben. Denn dafür ist er zu divers: Elektrotechniker in Salzburg, Marktforscher in China und nun Pilzzüchter (www.stoffn.at) auf dem elterlichen Bauernhof. Für ihn ist sein Lebensweg aber eine schlüssige Abfolge von Dingen, die ihn interessierten und vielfältige Chancen boten. Das Studium am Campus Kuchl hat ihm nicht nur Einblicke in verschiedenste Bereiche der Holzwelt gegeben, sondern auch die Inspiration zu seiner jetzigen Tätigkeit geliefert.

Lieber Sebastian, warum hast du dich für das Studium in Kuchl entschieden?

Mir war die Bandbreite des Angebotes wichtig. In Kuchl erhält man Einblicke in alle Bereiche der Holzwirtschaft und man spezialisiert sich nicht sofort, sondern erst etwas später. So kann man dem eigenen Interesse folgen und sich die Themen raussuchen, die einen wirklich interessieren.

Eine andere Sache, die mir wichtig war, ist die Internationalität der Hochschule und das Angebot von fachspezifischem Englisch sowie einer weiteren Fremdsprache. Es gibt viele Kooperationen mit anderen Hochschulen und Arbeitgebern weltweit und somit sehr gute Möglichkeiten ins Ausland zu gehen und auch andere Kulturen kennenzulernen.

Und zu guter Letzt: Ich komme von einem landwirtschaftlichen Betrieb und wir haben auch einen eigenen Wald. Die Arbeit mit Holz hat mir immer Spaß gemacht und ich wollte mehr darüber wissen.

Welche Kenntnisse hast du hier erlangt und was davon ist dir in deinem jetzigen Job besonders hilfreich?

Was mir generell hilfreich ist sind die Sprachkenntnisse, die ich erlangt habe. Durch den Aufenthalt während des Masters in Spanien und einem Praktikum in Chile habe ich gute Spanischkenntnisse, die alltagstauglich sind. Daneben habe ich, auch über ein Programm der FH Salzburg, mehrere Jahre Mandarin gelernt. In meinem Auslandssemester in Shanghai konnte ich die Kenntnisse ausbauen. Das ist mir bei meinem jetzigen Job immer wieder hilfreich, denn viel Wissen rund um die Pilzzucht stammt aus China. Ich habe nun Zugang zu Informationen, die mir sonst fehlen würden.

Davon aber abgesehen, das detaillierte Wissen rund um den chemischen und physikalischen Aufbau von Holz ist mir für meine Pilzzucht sehr hilfreich. Denn Pilze sind die Holzzerstörer schlechthin und auf einem Substrat auf Sägespänen fühlen sie sich besonders wohl. Durch mein Materialverständnis, welches ich aus dem Studium habe, weiß ich, wie diese biochemischen Abbau- und Stoffwechselprozesse vor sich gehen, und kann meine Produktion entsprechend optimieren. Das Wissen rund um Holz und andere ligno-cellulosehaltigen Nährböden lasse ich aber auch bei unseren Hofführungen, Weiterbildungen und Workshops zur Pilzzucht mit einfließen, weil es meiner Meinung nach dazugehört, die Wechselbeziehung von Holz und Pilzen ganzheitlich zu verstehen.

Worum ging es bei deiner Abschlussarbeit?

Bei meiner Abschlussarbeit habe ich mit dem Fußbodenproduzenten Admonter zusammengearbeitet. Mir war im Master klar, dass ich nach China reisen will, um dort ein Auslandssemester einzulegen. Die Firma Admonter war daran interessiert, den chinesischen Markt besser kennenzulernen und eine Strategie zu entwickeln, um dort Fuß zu fassen. Also habe ich für Admonter vor Ort Marktforschung im Bereich Fußböden betrieben. Dafür habe ich mit Händlern, Herstellern und Verkäufern geredet, bin durch das Land gereist und habe meine Masterarbeit als „Marktreport China“ verfasst, der einen Einblick in diesen riesigen Markt gibt, der anderen Regeln gehorcht als es hier der Fall ist.

Dadurch habe ich auch mein jetziges berufliches Thema kennengelernt. In China ist die Nutzung von Heil- und Speisepilzen wesentlich traditionsreicher und vielfältiger als hierzulande. Auf meinen Reisen habe ich immer wieder auch Einblicke in die lokale Pilzkultur erhalten und noch heute arbeite ich viel mit chinesischen Partnern zusammen, wenn es um den Kauf von bestimmten Materialien geht.

Was hat dir am besten am Studium an der FH Salzburg gefallen? Was wird dir immer in Erinnerung bleiben?

Wirklich gut finde ich die Atmosphäre, die am Campus Kuchl herrscht. Es gibt keine starre Hierarchie, die Umgangsformen sind offen und entspannt und man hat immer kurze Wege, um sich mit Dozent*innen auszutauschen.

Was ich auch sehr positiv wahrgenommen habe, war die Art der Wissensvermittlung. Es gab viele Unterrichtsformen abseits des klassischen Lehrunterrichts, wo in Gruppenarbeit oder Workshops Themen erarbeitet wurden. Der Fokus dabei lag oftmals darauf die eigene, intrinsische Motivation der Studierenden anzusprechen. Denn man hat zwar einerseits viel Selbstverantwortung, wenn es um die Bearbeitung von Aufgaben und Projekten geht, aber dafür kann man in der Regel zwischen vielen verschiedenen Projekten wählen, oder sogar eigene Ideen umsetzen. Das kam mir immer sehr entgegen. Der Studiengang ist sehr aufgeschlossen gegenüber Neuem, das findet man in der Form nicht oft.

Wie ist dein Karriereweg verlaufen, vor und nach dem Studium?

Vor dem Studium habe ich die HTL in Salzburg absolviert und zwei Jahre als Elektrotechnikplaner gearbeitet. Als ich feststellte, dass ich in dem Job nicht mehr wirklich weiterkomme und nichts neues sehe, war es für mich Zeit für einen Wechsel. Das Thema Holztechnologie war für mich etwas komplett anderes, wo ich keine Erwartungen hatte und mich auf einen völlig neuen Weg gebracht hat.

Nach dem Studium war ich dann ein Jahr selbstständig und hab weitere Marktanalysen für Admonter im chinesischen und spanischen Markt gemacht. Eigentlich war ein weiterer Aufenthalt in China geplant, aber dann kam Corona und die Pläne haben sich geändert. Ich habe einerseits angefangen in einem Testlabor zu arbeiten, wo mir meine Laborerfahrung aus dem Studium zu Gute kam. Nebenbei habe ich aber Ende 2020 die Pilzzucht angefangen, die nun meine Haupterwerbsquelle ist.  

Wie siehst du die Zukunft von Holz oder biobasierten Materialien, beziehungsweise "erneuerbarem Kohlenstoff" im weitesten Sinne?

Diese Zukunft sehe ich absolut positiv. Einerseits finde ich die Materialinnovationen gut, die in dem Bereich passieren und uns unabhängig von fossilen Rohstoffen machen. Andererseits ist es aber auch die Wiederentdeckung von „alten“ Materialien. Vieles muss nicht mehr neu erfunden werden, sondern auf Vorhandenem aufbauen. Man kann viele biobasierte Entwicklungen aus der Vergangenheit wieder aufgreifen, sie in einen neuen Kontext setzen, oder neu interpretieren.

Warum sollte sich jemand für dieses Thema interessieren oder gar eine akademische Ausbildung darin anstreben?

Das Thema ist riesengroß und wird noch größer. Denn das Zeitalter der synthetischen, fossilen Materialien ist vorbei und wir müssen zurück zum Nachwachsenden. Und ehrlich gesagt: eine andere Möglichkeit haben wir nicht.

Gibt es noch etwas, was du Studieninteressierten mit auf den Weg geben willst, die überlegen, wohin ihr Weg führen soll?

Macht die Dinge aus eurer eigenen Neugierde und weil es euch interessiert. Nicht weil es gut auf dem Lebenslauf aussieht oder die finanziellen Aspekte vermeintlich so belohnend sind. Das heißt auch, dass man Dinge macht, die anfangs vielleicht nicht schlüssig erscheinen. Später findet man dann aber doch die Verbindungspunkte, die das Ganze im Rückblick absolut sinnvoll erscheinen lassen. Aus jeder Erfahrung nimmt man etwas mit und lernt daraus. All das ist Lebenserfahrung und man muss was erlebt haben, um Chancen zu sehen und etwas Gescheites daraus zu machen.

gebogene, luftige Holzkonstruktion

Holztechnologie & Holzwirtschaft (Master)

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