Synergetik und Selbstorganisation

Das Modul „Synergetik und Selbstorganisation“ widmet sich den für Beratungssettings grundlegenden Modellen der Selbstorganisation und Musterbildung in komplexen Systemen. Beratung wird damit als nichtlineares System aufgefasst und findet mit Synergetik und Chaostheorie eine metatheoretische, paradigmatische Grundlegung. Das Modul bietet damit die theoretische Grundlegung des Beratungskonzepts, welches durch umfassende Wirkforschung belegt werden kann und damit auf streng wissenschaftlicher Basis beruht. Generische Prinzipien und Heuristiken erleichtern Berater*innen die Beeinflussung bzw. Modellierung der Selbstorganisation. Spezifische, traditionelle Methodenansätze werden mit dieser sogenannten idiographischen Systemmodellierung abgeglichen. Mit dem Züricher Ressourcen-Modell wird eine fundierte Methode der Zielfindung und -bestimmung in der Beratung vorgestellt.

Absolvent*innen beherrschen FACHLICHE Kompetenzen und kennen insbesondere …

  • … Theorien, Terminologie, Grundfragen und Formalismen der Synergetik und der Beratung
  • … erkenntnis- und wissenschaftstheoretische Grundlagen von Beratung und Selbstorganisation
  • … wesentliche Befunde der Wirk- und Prozessforschung
  • … neurobiologische und psychophysiologische Grundlagen von Beratung
  • … psychologische Grundlagen (z. B. Wahrnehmung, Bewusstsein, Lernen, Gedächtnis, Emotionen, individuelle und soziale Entwicklung, Selbstwert und Selbstwertregulation, Selbst, Identität)
  • … sozialpsychologische Grundlagen (soziale Wahrnehmung, Mikroanalyse der Kommunikation, Gruppenprozesse, Dyaden, Paare, Familien, Psychologie von Organisationen und Institutionen)
  • … Grundlagen der Salutogenese- und Ressourcenforschung
  • … Methoden der Evaluation und Qualitätssicherung von Beratung

Beratungsprozesse

Das Modul „Beratungsprozesse gestalten“ vermittelt zentrale, praxisorientierte Kompetenzen im Beratungskontext, die in bestimmten Prozessstufen eine Rolle spielen. Zunächst werden hier Möglichkeiten der Motivation und Ressourcenaktivierung, der Zielführung und der Auftragsklärung in der Beratung thematisiert. Eine besondere Rolle spielt hier das Zürcher Ressourcen Modell ZRM®. Daneben ist die Ausgestaltung der Rahmenbedingungen und der passenden Settings zu klären. Für die zentralen Phasen der Problemlösung im Beratungsprozess werden Methoden der Gesprächsführung und spezifische Beratungstechniken vermittelt, mit denen auch hochdynamische Vorgänge in der Selbstorganisation von Klient*innen wie Widerstände und Blockaden, Reaktanz und Verharrungstendenzen bearbeitet werden können. Eine gezielte Steuerung von Beratungsprozessen benötigt dabei jedoch auch Handhaben und Verfahrensweisen für eskalative, gewaltdynamische bzw. sogar (re-)traumatisierende Episoden. Zum tieferen Verständnis der Äußerungen im Beratungsprozess ist zusätzlich ein gewisses Mindestmaß an Feldkompetenz bzgl. der Lebenslagen in Einzel-, Gruppen- und Organisationsberatungskontexten notwendig. Individualisierung und Personalisierung führt zum Verstehen statt zum Erklären der Vorgänge und unterstützt damit die Selbstorganisation (bzw. das Empowerment) der Klient*innen.

Absolvent*innen verfügen über SYSTEMISCHE Kompetenzen, sie …

  • ... schaffen Stabilitätsbedingungen in komplexen Beratungssettings
  • ... stellen Sinnbezüge her
  • ... nutzen Ressourcenzustände und Motivationen
  • ... erkennen und realisieren Destabilisierung, Fluktuationsverstärkungen, Experimentieren
  • ... ermöglichen gezielte Symmetriebrechung
  • ... leiten zu Re-Stabilisierung an
  • ... sind kreativ in der Informationssuche, der Suchraumerweiterung und der Analogiebildung
  • ... nutzen die Eigendynamik von Systemen und sensible Momente
  • ... entwickeln Beratungsziele
  • ... beziehen spezifische Familien-, Lebens- und Entwicklungsphasen der KlientInnen ein
  • ... gehen sicher mit Grenzen von Planung, Vorhersage, Wachstum und Veränderungsmöglichkeiten um und
  • ... nutzen Zeitrituale

Navigation in komplexen Systemen

Das Modul „Navigation in komplexen Systemen“ widmet sich digitalen Hilfsmitteln der Prozessnavigation in Beratungskontexten. Diese Hilfsmittel (wie das SNS = Synergetisches Navigationssystem) dokumentieren und begleiten den Selbstorganisationsprozess und erleichtern die Auswertung. Die Einführung zur Nutzung der Hilfsmittel richtet sich aus an der technischen und der konkreten beraterischen Anwendung. Die Auswertung von entstehenden Prozessdiagrammen (auch in Selbsterfahrungskontexten) führen zu Haltungen der Verbindlichkeit, Ernsthaftigkeit, der persönlichen Kongruenz und Achtsamkeit. Hierzu werden private und berufliche Erfahrungen der Teilnehmer*innen integriert und ermöglichen individuelle und personalisierte Interventionsmöglichkeiten. Vorliegende Standard-Fragebögen müssen hierzu den konkreten Erfordernissen angepasst und entsprechend adaptiert werden und ermöglichen reflektierte Praxiserfahrungen und Feedbackgespräche. Die so adaptierten Auswertungs-Tools selbst werden zusätzlich ausgewertet und vertieft.

Absolvent*innen sind METHODISCH versiert in der Anwendung von …

  • ... Methoden und Techniken des Messens und der Datenerfassung im Beratungskontext
  • ... Plan- und Schemaanalysen und Beziehungs-Struktur- und Prozessanalysen
  • ... relevanten Fragebogen- und Testverfahren
  • ... Computersimulationen
  • ... Fluktuations- und Komplexitätsanalysen, sowie Kohärenzanalysen und Faktorenanalysen

Kommunikation in Beratungskontexten

Das Modul „Kommunikation in Beratungskontexten“ widmet sich beraterisch besonders anspruchsvollen Beratungskonstellationen. Feedbackgespräche, welche ein vertieftes Vertrauensverhältnis benötigen und Erfahrungen der Ohnmacht in der Beratung können hier als besonders herausfordernde, jedoch immer wieder anzutreffende Hürden im Beratungsprozess beschrieben werden. Feedbackgespräche führen zur Rückkopplung von Sichtweisen und Haltungen, können aber auch als teils herausfordernd beschrieben werden. Im Modul werden Feedbackgespräche unter Nutzung prozessbezogener Informationen geführt und je nach Prozessphase, Klient*innenmotivation und Setting differenziert gestaltet. Besondere, kommunikationsherausfordernde und teils auch begrenzende Aspekte der Selbstorganisation werden in Omnipotenz und Ohnmacht, in genderproblematischen Konstellationen, in ungerechtfertigter Machtausübung und Kränkungen sichtbar, welche den Beratungsprozess und die Selbstorganisation erschweren bzw. sogar verhindern. Im Modul werden persönliche Erfahrungen beim Umgang mit und Erkennen von Grenzsituationen in Beratungssettings thematisiert.

Absolvent*innen orientieren sich mit SOZIALEN Kompetenzen an …

  • ... Selbstverstärkung, Genuss und Lebensqualität
  • ... Empowerment und Ressourcenorientierung
  • ... Fokussierung und Konzentration
  • ... Erzeugen von Beteiligungen und Zugehörigkeiten
  • ... Umgang mit emotionalen Belastungen
  • ... Nutzung von Hilfen, Unterstützung, sozialen Netzwerken, Informationen
  • ... Ambiguitätstoleranz

Professionelle Selbstorganisation

Das Modul „Professionelle Selbstorganisation“ widmet sich der Ressourcen- und Auftragsklärung in beruflichen Beratungssettings selbst und findet hier bezogen auf den Zertifikatslehrgang selbst statt. Auch hier müssen persönliche und beraterische Ziele des Zertifikatslehrgangs zunächst aufgestellt und im Rahmen von gezielten Fragetechniken, mit Ressourceninterviews und Kompetenz-Feedback und weiteren Übungen festgelegt und bestimmt werden. Neben den Grundlagen der Krisenberatung erfolgt hier zunächst also die Ressourcen- und Auftragsklärung für den Zertifikatslehrgang selbst. Abschließend wird in Rückgriff auf eine professionelle Prozessanalyse, Evaluation und Selbstauswertung die Qualität der Selbstorganisationsprozesse im Zertifikatslehrgang selbst thematisiert und es werden die Abschluss-Präsentationen vorbereitet.

Absolvent*innen nutzen zielsicher PERSÖNLICHE und EVALUATIVE Kompetenzen für …

  • ... verständliche, kontextangemessene Sprache
  • ... Hilfsmittel der Kompetenz-, Rollen-, Aufgaben- und Auftragsklärungen
  • ... ihre Teamfähigkeit
  • ... selbstkritische Selbstevaluation
  • ... ihre Fähigkeit zu plankomplementärem Verhalten (im Sinne der Plananalyse)
  • ... ihre Präsentationskompetenz
  • ... ihr Können beim Abgeben konstruktiver Feedbacks
  • ... ihre Kooperationskompetenz