Stille Nacht Kapelle in Hintersee

Es ist immer schön zu sehen, wenn die Bachelorprojekte der Studierenden nicht in der Schublade verstauben, sondern tatsächlich in die Realität umgesetzt werden. Das war der Fall bei Holztechnologie und Holzbau Student Thomas Sepperer, der mit seiner Planung der Joseph-Mohr Gedächtniskapelle in Hintersee dem Komponisten des weltbekannten Weihnachtsliedes ein Denkmal in Holzbauweise setzte.

Es gibt wenige Lieder, die sich stärker in unser kollektives Bewusstsein eingebrannt haben als das von Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber komponierte Stille Nacht, heilige Nacht. Der Weihnachtsklassiker wurde in über 320 Sprachen und Dialekte übersetzt, gilt als Inbegriff des Weihnachtsbrauchtums und ist mittlerweile von der UNESCO als immaterielles Weltkulturerbe anerkannt worden.Die Uraufführung fand am 24. Dezember 1818 in der Kirche St. Nikola in Oberndorf bei Salzburg statt. Etwa 50 Kilometer südöstlich davon befindet sich am Hintersee die gleichnamige Gemeinde, in der der Texter des Liedes Joseph Mohr von 1827 bis 1837 Vikar war.

In Vorbereitung auf die 200 Jahr Jubiläums - Uraufführung des Liedes entstand an zwischen der FH Salzburg sowie dem Kooperationspartner Gemeinde Hintersee ein gemeinsames Projekt zur Würdigung des Seelsorgers und Dichters im Ort. Entstanden ist ein Gedächtnisweg, der zu verschiedenen Stationen in und um die Gemeinde führt und an der Joseph-Mohr-Gedächtniskapelle endet. In die Planung involviert war Holztechnologie und Holzbau Student Thomas Sepperer, der die Planung der Kapelle zum Thema seiner ersten Bachelorarbeit machte. 

Über den Lauf des Semesters entwickelte Thomas gemeinsam mit Projektbetreuer Hermann Huber mehrere Gestaltungsentwürfe, die mit den Gemeindevertretern von Hintersee besprochen wurden. Nachdem das grundlegende Erscheinungsbild festgelegt war, wurde die Bauweise und bautechnische Details des Sakralbaus entwickelt. Thomas orientierte sich dabei einerseits an kirchlichen Referenzbauten, wie beispielsweise dem architektonisch reizvollen Stabtragwerk der Rio Roca Chapel in den Vereinigten Staaten, sowie an den konkreten Vorgaben der Partnergemeinde.

Zum Anforderungsprofil zählte einerseits die Möglichkeit der stillen Andacht der Besucher*innen sowie auch kleinere Hochzeiten und Taufen, die in der Kapelle mit bis zu 15 Personen stattfinden sollen. Die dem Ort zugewandte Seite sollte komplett verglast sein und den Andachtsraum beleuchten sowie den Blick auf die Gemeinde freigeben. Als kulturell tief verwurzeltes Baumaterial für regionale Kapellen solcher Art war von Anfang an für die Ausführenden klar, dass das Bauwerk in Holz umgesetzt werden sollte. Thomas entwickelte Anschluss- und Ausführungsdetails von Sockel, Fassade, Traufe und Glaselementen bis hin zum fertigen Einreichplan. Darüber hinaus lieferte er den Werkplan für ein Holzbauunternehmen inklusive der Planung des benötigten Materials, sodass das Projekt zeitnah umgesetzt werden konnte. 

Für Thomas Sepperer war die Verwirklichung seiner Bachelorarbeit eine absolute Bereicherung: „Zu erleben wie Entwurf, Planung und Umsetzung Hand in Hand gehen und mit dabei zu sein, wie die Ergebnisse aus der wissenschaftlichen Recherche zum Leben erweckt werden, war definitiv eine starke Lernerfahrung. Praxisnäher geht’s einfach nicht.“

Nach kurzer Bauzeit wurde die Kapelle als stiller Ort der Besinnung und des Innhaltens im Jahr 2016 eingeweiht. Der geschindelte Holzbau mit einem farbenprächtigen Gemälde des Salzburger Künstlers Bernd Horak im Inneren zieht seitdem immer wieder Besucher an, die auf den Spuren des weltbekannten Weihnachtsliedes unterwegs sind.

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