Aktuelles
10. März 2022

Leben und arbeiten als Doktoratsstudent

Sie haben ihr Masterstudium am Studiengang Holztechnologie & Holzwirtschaft erfolgreich abgeschlossen und beschreiten nun neben ihrem aktiven Einsatz im Forschungsbereich Holz & biogene Technologien den Weg zur Dissertation.

Die Promotion ebnet den Weg für eine wissenschaftliche Laufbahn. Zwar besitzen Fachhochschulen kein eigenes Promotionsrecht, um einen Doktortitel zu vergeben, in Kuchl ist es dank dem Modell der sogenannten „kooperativen Promotion“ dennoch möglich, die höchste Stufe der akademischen Ausbildung zu erlangen. Die Doktoranden sind dabei an der Fachhochschule Salzburg für Forschungstätigkeiten angestellt, werden aber von einem externen Mentor einer Partneruniversität betreut. So werden die derzeitigen Promotionskandidaten von den Universitäten Brünn, Salzburg und Wien in ihren Projekten begleitet und sind gleichzeitig in das aktive Forschungsumfeld der FH Salzburg eingebettet.

Bei der zweiten Ausgabe der Veranstaltungsreihe Forum_HOLZ:IN_Kuchl im heurigen Jahr gaben die Promovierenden nicht nur Einblicke in den aktuellen Stand ihrer Forschung, sondern auch in das Leben als Doktoratsstudent.

Mit rund 100 Teilnehmenden, darunter vielen Alumni des Masterstudiengangs, stieß das Event auf reges Interesse.

Beim Forum_HOLZ:IN_Kuchl stellten die Doktoratsstudenten Stefan Kain, Jabub Grzybek, Johannes Jorda (im Bild), Lukas Sommerauer und Marco Morandini das weitgefächerte Spektrum ihrer Forschungsthemen vor und berichteten über ihre bisherigen Erfahrungen.

"Intelligente" Materialien im 3D-Druck
Stefan Kain, der sich mit 3D-Druckverfahren und biobasierten Filamenten für die additive Fertigung beschäftigt, referierte über die positiven Eigenschaften der von ihm eigens entwickelten und verwendeten Materialien. Diese druckbaren Werkstoffe auf Basis von PLA, einem mittels Bakterien gewonnenen Kunststoff, können durch Naturfasern verstärkt werden und reagieren selbstständig auf sich verändernde Umgebungstemperaturen. Als intelligente Werkstoffe oder „Smart Materials“ könnten sie in Zukunft ohne jegliche Elektronik in der Gebäudetechnik eingesetzt werden. Sein Dissertationsprojekt mit dem Titel „Physical Properties of FDM (=Fused Deposition Modeling) of 3D printed wood /Polylactic Acid Composites” erforscht nun in Kooperation mit der Paris Lodron Universität Salzburg die weiteren Entwicklungsschritte und Anwendungsgebiete.

Extraktstoffe, Upcycling von Baumrinde & neuartige Einsätze im Holzverbund
Marco Morandini und Lukas Sommerauer beschäftigen sich mit der höherwertigen Nutzung von Baumrinde. Während Marco in Kooperation mit der tschechischen Mendl Universität in Brünn die Möglichkeiten von Rinde zur Herstellung von Plattenwerkstoffen untersucht, forscht Lukas mit externer Betreuung der Universität für Bodenkultur in Wien an Extraktstoffen, die aus verschiedenen Baumrinden gewonnen werden können. Johannes Jorda, der ebenfalls über die Mendel Universität betreut wird und dort auch Vorlesungen besucht und Prüfungen schreibt, beschäftigt sich mit dem Einsatz von Flachsfasern zur Verstärkung von Sperrholz sowie mit Holz-Beton Verbundwerkstoffen.

Speichermedium Holz
Jakub Grzybek arbeitet in seinem Dissertationsprojekt daran, die thermischen Eigenschaften von Holz zu verbessern, um die Wärmespeicherkapazität des Materials zu erhöhen. Dafür wird Holz mit speziellen Fetten imprägniert, welche eintreffende Wärmeenergie absorbieren. In der Verwendung als Baumaterial könnte auf diese Weise behandeltes Holz als latenter Wärmespeicher ein Gebäude wesentlich besser passiv beheizen oder kühlen.

In der anschließenden Fragerunde hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, konkrete Einblicke in den Ablauf des Doktoratsstudium zu erhalten. Welche regulatorischen Anforderungen für das Doktoratsstudium gestellt seien, hinge dabei von der betreuenden Universität ab. „Ich muss unterschiedliche, fachbezogene Vorlesungen besuchen und eine bestimmte Anzahl an ECTS-Punkten sammeln. Gleichzeitig sind zwei Publikationen in anerkannten wissenschaftlichen Fachzeitschriften zu veröffentlichen“ so Lukas Sommerauer.

Für eine Promotion sollte man auf jeden Fall ein Allrounder sein!

Besonderes Interesse galt der Frage, welche persönlichen Eigenschaften man mitbringen sollte, wenn man sich für ein Doktoratsstudium entscheidet. "Anfangs muss man Ideen sammeln und Experimente designen, gleichzeitig Vorlesungen besuchen und theoretische Grundlagen lernen", so Jakub Grzybek. Im Labor fallen praktische Tätigkeiten an und natürlich muss man nebenbei über seine Forschung auch Paper schreiben. Die eigenen Zeit- und Materialressourcen sollte man dabei immer gut im Blick haben und sich einen strikten Fahrplan für die drei oder vier Jahre des Doktorats zurechtlegen. Neben der Arbeit an der eigenen Dissertation sind die Doktoranden an der FH Salzburg für verschiedene Projekte angestellt. Das Gute daran: Durch die verschiedenen Projekte, für die man verantwortlich ist, findet man schnell wieder Abwechslung, falls einem während des Verfassens eines Papers einmal die Motivation ausgeht!

Für die Fülle an Tätigkeiten und täglichen Herausforderungen brauche es eine gute Portion Eigeninitiative, Durchhaltevermögen und Motivation

Man sollte sich wirklich für sein Thema begeistern können, dann übersteht man auch schwierige Phasen besser. Und dass Versuche manchmal nicht so laufen wie geplant oder erhofft, gehört natürlich zur Wissenschaft dazu. "Aber dafür weiß ich, dass meine gewonnenen Erkenntnisse dazu beitragen, den Baubereich ein Stück nachhaltiger zu machen“, so Jakub Grzybek.

Lange Nacht der Forschung

Eine baldige Gelegenheit, mehr FORSCHUNG aus den verschiedensten Bereichen zu erfahren, erleben und auszuprobieren bieten zahlreiche Standorte und Stationen bei der Langen Nacht der Forschung am 20. Mai, bei der sicher auch der eine oder andere unserer Dissertanten neben vielen anderen Forscher*innen zum persönlichen Austausch vor Ort sein wird.