12. Oktober 2023

Kreislaufwirtschaft für den Klettersport

Felix Reiner hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht und sich ganz dem Klettern verschrieben, sei es in der freien Natur oder in der Halle. Inzwischen ist der Alumni von Holztechnologie & Holzbau auch als Unternehmer in diesem Bereich erfolgreich und engagiert sich dafür, den Sport nachhaltiger zu gestalten.

Dass er sich an der FH Salzburg für das Bachelorstudium Holztechnologie & Holzbau Studium einschrieb, war nicht so geplant: „Eigentlich wollte ich mich am Tag der offenen Tür über das Design & Produktmanagement-Studium informieren. Dann bin ich zufällig Alex Petutschnigg über den Weg gelaufen, dem Studiengangsleiter von Holztechnologie & Holzbau, ohne zu wissen, wer er ist. Er hat mich durch das Gebäude geführt, mir Projekte vorgestellt und danach war mir klar: ich will Holztechnologie studieren!“ 

Von der Tischlerwerkstatt ins Labor 

Felix wuchs in einer Tischlerfamilie auf und hatte von Kindesbeinen an einen Bezug zu Holz und Handwerk. Nach der HTL in Villach mit Fokus Innenausbau und Möbelherstellung wollte er dem Werkstoff treu bleiben und sich vor allem im Bereich Gestaltung weiterbilden. Seine Wahl fiel auf Kuchl, weil ihm die Vertiefungsrichtung Möbelbau und Innenarchitektur genau die Verbindung von Gestaltung und Handwerk bot, die er suchte. Auch die Lage inmitten der Berge zog ihn an, denn hier sah er perfekte Bedingungen, um seiner Leidenschaft nachzugehen: dem Klettern. 

Im Laufe seines Bachelorstudiums wand er sich holztechnologischen Themen zu. Wieder mal eher durch Zufall als durch konsequente Planung: „Ich habe eine Deadline verpasst, also bin ich dem Projekt mit Rindenplatten von Professor Barbu zugeteilt worden. Da habe ich gemerkt, dass mir diese technologischen Themen Spaß machen und ich die Freiheit habe, auch eigene Fragestellungen einzubringen, die ich erforschen darf“, so Felix. Das Thema der höherwertigen Nutzung von Baumrinde sollte ihn bis zum Ende seines Masterstudiums begleiten. In seiner Abschlussarbeit arbeitete Felix an der Entwicklung eines biologisch abbaubaren und thermisch optimierten Verpackungsmaterials aus Lärchenrinde und Latex als nachhaltige Alternative zu Styropor. 

Nicht zu unterschätzen: Ein gutes Netzwerk 

Prägend für ihn in seiner Zeit am Campus Kuchl waren neben Vorlesungen zu fachspezifischem Wissen und dem Erwerb betriebswirtschaftlicher und marketingorientierter Fähigkeiten, von denen er gerade jetzt in seiner Selbstständigkeit profitiert, besonders das Netzwerken. Dazu gehörte auch der intensive Kontakt mit den Lehrenden.

„An manche Vortragende denke ich immer noch oft zurück, nicht nur wegen der Inhalte ihrer Vorlesungen, sondern auch aufgrund der Begeisterung, die sie für ihre Themen ausstrahlten. Diese Hingabe war ansteckend.“

Daneben konnte er durch Exkursion und Firmenbesuche, nicht zuletzt auch durch sein unermüdliches Engagement im KlubKuchl, der Studierendenorganisation am Campus, Unternehmen und Gleichgesinnte kennenlernen. 

Die nachhaltige Transformation des Klettersports 

Zwar hatte Felix nach seinem Abschluss ein attraktives Jobangebot in der Tasche, doch es sollte anders kommen. Bereits während des Studiums hatte er als „Coronaprojekt“ begonnen, Klettergriffe aus Holz zu fertigen. Denn das Klettern ist für ihn nicht nur Sport, sondern Herzensangelegenheit schlechthin. Umso frustrierender war es für ihn zu sehen, wie viele Kunststoffgriffe jedes Jahr nach einer relativ kurzen Nutzungsdauer aus Kletterhallen entsorgt und verbrannt werden. „Das steht meiner Meinung nach absolut konträr zu dem Selbstverständnis der Kletterszene, was auf Naturverbundenheit und Nachhaltigkeit basiert.“ Also begann er mit der Entwicklung von Klettergriffen aus Holz, die eine längere Lebensdauer haben und nach der Nutzung wieder aufbereitet werden können. Er testete die Produkte in Kletterhallen und arbeitete das Feedback ständig in die Produktentwicklung ein. Noch während des Studiums erfolgte die Gründung von „Handfest“. Aktuell etabliert er für die Griffe ein Kreislaufsystem zur Rückführung und Wiederaufbereitung, um die Circular Economy auch im Klettersport Wirklichkeit werden zu lassen. Die nachhaltige Option aus Holz kommt in den Kletterhallen gut an und derzeit kann er sich vor Anfragen kaum retten. Noch hat er rund 100 Griffe im Sortiment, bald sollen es 300 verschiedene Varianten sein. An der FH Salzburg hat Felix jüngst die eigens entwickelte Oberflächenbehandlung seiner Produkte überprüfen lassen, um sicherzustellen, dass sie der DIN-Norm entspricht. 

Sein Tipp an alle Studierenden ist, das Wissen aus dem Studium wie einen gut bestückten Werkzeugkasten zu sehen, mit dem man arbeiten kann.

„Wir lernen verschiedene Tools, um damit Probleme systematisch lösen zu können. Zu tun gibt es genug, denn Entwicklungen im Bereich Holz und nachwachsende Rohstoffe fangen gerade erst richtig an. Es liegt an uns, dieses riesige Potenzial an Möglichkeiten zu fördern.“ 

Studierende und Lehrende des Studiengangs Holztechnologie und Holzbau besprechen Modelle, rund um einen Tisch stehend

Holztechnologie & Holzbau (Bachelor)

gebogene, luftige Holzkonstruktion

Holztechnologie & Holzwirtschaft (Master)

#karrierewege

In den Alumni Stories erfahren Sie, welchen beruflichen Werdegang unsere Absolvent*innen nach dem FH-Studium eingeschlagen haben.

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