Forschung für erdbebensichere Holzbauten

Für sein Praktikum ging Holztechnologie & Holzbau Student Georg Peinhopf in die Schweiz. Am Institut für Holzbau, Tragwerke und Architektur der Berner Fachhochschule wirkte er bei der Entwicklung von Verbindungsmitteln mit, die für bessere Standsicherheit im Erdbebenfall sorgen.

Auch wenn es in unseren Breiten weniger oft vorkommt, so müssen alle Bauwerke des Hoch- und Ingenieurbaus erdbebensicher gebaut sein. Gerade im Holzbau, der sich in den letzten zwei Jahrzehnten dank neuer Materialien, Bauweisen und Technologien rasant entwickelt hat, gibt es noch viel Forschungsbedarf in Sachen seismischem Verhalten. Georg Peinhopf, gelernter Zimmerer und Holzbaumeister, wollte mit seinem Praktikum tiefer in dieses Thema einsteigen und hatte am Campus Biel der Berner Fachhochschule die Gelegenheit dazu. Als Teil eines Forschungsteams, das sich mit der Verformung von stabförmigen Verbindungsmitteln befasst, prüfte er mit monotonen und zyklischen Tests eigens gebaute Prüfkörper.

Nach seiner Ankunft in der Schweiz, dem Kennenlernen des Teams und einer Einweisung in das Arbeiten mit den Prüfmaschinen war Georg schnell eigenverantwortlich unterwegs: Er las sich in den Projektstand ein, lernte die Prüfsoftware kennen und erstellte einen Prüfplan, der sich auf die für den Holzbau geltenden Normen stützte. Mit den selbstgebauten Prüfkörpern aus OSB- und Gipsfaserplatten mit genagelter und geklammerter Verbindung konnten die Tests beginnen. Ziel von Georgs Arbeit war es, die Steifigkeit, den Tragwiderstand und die Duktilität von stiftförmigen Verbindungsmitteln aus verschiedenen Stahlarten in unterschiedlichen Plattenwerkstoffen zu untersuchen. Denn diese Parameter sind im Fall eines Erdbebens für die Standsicherheit des Gebäudes entscheidend.

Die hohe Fachkompetenz für das Forschungsthema am Institut beeindruckte Georg und gleichzeitig fühlte er sich in der kollegialen Atmosphäre willkommen: „Als Praktikant ist man schnell in die sehr gut strukturierten Forschungsabläufe integriert worden und oftmals ergaben sich in der Kaffeepause interessante Fachgespräche, die wieder neuen Input für meine Arbeit lieferten“, so Georg.

Neben der Arbeit am Institut konnte er bei ausgedehnten Radtouren die Gegend um den Bieler See und den Kanton Bern kennenlernen. Eine interne Weiterbildungsmaßnahme führte ihn gemeinsam mit seinen Kolleg*innen in das größte Freilichtmuseum der Schweiz. Die landestypische Holzbaukunst der letzten drei Jahrhunderte lud zur lebhaften Expertendiskussion über die jeweilige Bauweise und deren Erhaltung ein.

Am Ende seines zweimonatigen Aufenthalts verfasste Georg einen Bericht über seine Arbeit und präsentierte die Ergebnisse der Prüfungen dem gesamten Forschungsteam am Institut. Für ihn war die Zeit im Nachbarland ein wichtiger Bestandteil seines Studiums, den er nicht missen möchte: „Das Praktikum hat mir gezeigt wo noch große Chancen aber auch Herausforderungen und Unklarheiten im Holzbau liegen. Bereits kleine Änderungen beim Verbindungsmittel, wie zum Beispiel die Eigenschaften des Stahls oder die Form, können große Auswirkungen auf das Gesamtgefüge eines Bauwerks haben. Davon abgesehen habe ich den Umgang mit neuen Prüfmaschinen, Sensoren und Programmen erlernt und die Erkenntnisse meiner Arbeit können in Zukunft Einfluss auf die Ausgestaltung der Normen Eurocode 5 und 8 haben, die für den Holzbau und die Erdbebensicherheit maßgebend sind.“