Lokale Innovationszentren für den Holzbau in Afrika

Die Wiederentdeckung der Ressource Holz kann für viele Regionen der Welt ein großes Potential bergen und zur nachhaltigen regionalen Entwicklung beitragen. HTB Student Moritz Peitgen hat sich in seinen beiden Bachelorarbeiten mit diesem Themenkomplex beschäftigt und nicht nur ein besonderes Holzbaukonzept auf die Beine gestellt, sondern auch seine persönliche Leidenschaft für Afrika entdeckt.

Ein Grund für die großflächige Rodung von Waldgebieten in den Tropen und Subtropen ist, dass wirtschaftlich attraktivere Monokulturen wie Soja oder Palmöl auf der gerodeten Fläche angebaut werden sollen oder oftmals Wanderfeldbau betrieben wird. Nur dort, wo der Wald durch die nachhaltige Nutzung des Holzes und anderer Waldprodukte einen finanziellen Wert bringt, wird dieser langfristig erhalten. "A forest that pays is a forest that stays" heißt es im Englischen. Der Wald muss sich also bezahlt machen – für Moritz Peitgen, Holztechnologie und Holzbau Bachelorstudent, war klar, dass der moderne Holzbau hier eine Lösung bieten kann, um einerseits Waldgebiete zu erhalten und andererseits lokale Wertschöpfungsketten zu stärken.

Als Sohn eines Försters war Moritz die Affinität zum Forst in die Wiege gelegt. Durch die Wahl des Holzbauvertiefers beim Studium in Kuchl, dem Pflichtpraktikum in einer Zimmerei und inmitten der derzeitigen "Renaissance", die das Bauen mit Holz erlebt, stellte sich ihm die Frage, ob dieses Potential auch auf andere Regionen der Welt übertragbar wäre. Er wollte erforschen, inwieweit in "Least Developed Countries" (LDC's) die zwar über große Wälder aber nur eine schwache Infrastruktur verfügen, der moderne Holzbau neue wirtschaftliche Perspektiven eröffnen könnte.

Hin zur nachhaltigen Entwicklung

Im Sinne der Agenda 2030 und den Sustainable Development Goals (SDG's), an denen sich Moritz orientiert hat, sollen globale Herausforderungen systematisch angegangen und soziale, wirtschaftliche und ökologische Entwicklungen gleichzeitig bearbeitet werden. Das Problem in Ländern wie Sambia, welches er als Beispielregion für seine Arbeit wählte, ist jedoch oftmals das Fehlen einer grundlegenden Wertschöpfungskette von Forst, Sägewerk und Endverarbeiter, die beispielsweise das Bauen mit lokalen Materialien und eine effiziente Ressourcennutzung ermöglichen würden. In seiner ersten Bachelorarbeit betrieb Moritz zuerst eine Situationsanalyse, die das Potential des Bauens mit Holz für den afrikanischen Staat abschätzte. Status quo der lokalen Bauwirtschaft sind oftmals unreflektierte Bauweisen aus Stahl und Beton, sowie teils kolonialistisch geprägte Architekturen, welche aus dem globalen Westen übernommen wurden. Dabei wurden zu vergangenen Zeiten typische Baustile in andere Klimazonen übertragen und damit die jahrhundertealten lokalen Bauweisen verdrängt.

Out of the Box

Seine zweite Bachelorarbeit mit dem Titel "Out of the Box" beschreibt, wie ein lokales Innovationszentrum als Impulsgeber für entwicklungsschwache Regionen wirken kann. Diese Zentren sollen als übergeordnete Plattformen regionale Akteure zusammenbringen und die Akzeptanz sowie das Bewusstsein für das Bauen mit Holz stärken. Gleichzeitig soll das Zentrum die Forstwirtschaft und die Holzverarbeitung in der Region besser miteinander verknüpfen und Barrieren in der Lieferkette abbauen. Moritz entwickelte einen prototypischen Bau, der durch seine modulare Bauweise beliebig erweiterbar oder rückbaubar ist, je nachdem welche Kompetenzen vor Ort gebraucht werden. Dieses architektonische Konzept stellt auch durch seine Bauweise dar, wie eine regional typische, an Traditionen anknüpfende Holzbauweise aussehen kann. Besonders wichtig war ihm dabei, dass mit der lokalen Bevölkerung, den vorhandenen Infrastrukturen und den Experten im Land gearbeitet wird, statt wiederum eine „europäische“ Holzbauperspektive einzunehmen. Auch Fachbereichsleiter Hermann Huber, der die Arbeite betreute, konnte sich als weitgereister Holzbauexperte für dieses Thema im interkulturellen Kontext begeistern.

Wohin die Reise nach dem Bachelorabschluss in Kuchl geht? Für Moritz ist die Antwort klar: nach Afrika. Über die Beschäftigung mit dem Thema hat er einen Ansprechpartner für das südliche Afrika kennengelernt, der ihm ein zweimonatiges Praktikum in Südafrika vermittelt hat. Sein theoretisches Fachwissen kann Moritz nun mit praktischen Erfahrungen ergänzen und im besten Fall am Aufbau einer stärkeren lokalen Holzwirtschaft mitwirken.

Inspiration

Wie das „Out of the Box“ – Innovationszentrum aussehen könnte, verdeutlicht das Kunstwerk von Irene Karuva. Die simbabwische Künstlerin hat, nachdem sie von Moritz‘ Projekt erfuhr, ihre Vision einer starken lokalen Wertschöpfungskette rund um das Holzbauzentrum in Farben ausgedrückt. Das Bild erreichte Moritz noch rechtzeitig vor seiner Abschlussprüfung und er konnte es noch in seine Präsentation einbauen und auch die Prüfungskommission damit inspirieren.