Schaumstoff aus Holzextrakten

Auch wenn in der aktuellen Debatte um Klimaschutz viel über Verbrennungsmotoren und Flugreisen diskutiert wird - der wahre “Elefant im Klimaraum” ist laut Hans-Joachim Schellnhuber, einem der renommiertesten Klimaforscher weltweit, der Bausektor, der für knapp 40 % der Treibhausgasemissionen verantwortlich ist.

Klimaneutral bauen

Das Bauen mit Holz, das unter anderem am Campus Kuchl im Zentrum der Forschung und Lehre steht, stellt dabei eine Möglichkeit dar um klimaneutral mit nachwachsenden Rohstoffen zu Bauen. Gleichzeitig sind aber auch andere biogene Materialien interessant, die für ganz bestimmte Zwecke eines Bauwerks eine nachhaltigere Lösung darstellen. So sind Schäume als Dämmstoff oder abdichtendes Material von enormer Bedeutung, jedoch sind sie fast immer erdölbasiert und teilweise gesundheitsschädlich in ihrer Verarbeitung.

Tannine als Basis für Baustoffe

Im Zentrum der Forschung von Doktorratstudent Thomas Sepperer, der bereits den Bachelor und Master am Standort Kuchl absolvierte, steht eine umweltfreundliche Alternative aus Holz: Schaum aus Tannin. Tannin ist ein sekundärer Pflanzenstoff, der sich zu unterschiedlichen Anteilen in vielen Holzarten findet und den die Menschheit schon seit Jahrtausenden zum Gerben von Leder nutzt. Diese Gerbstoffe spielen auch bei Lebensmitteln eine wichtige Rolle. Rotwein, grüner und schwarzer Tee oder auch Heidelbeeren enthalten Tannin, welches für den herben Geschmack, die sogenannte Adstringenz, sorgt und den “pelzigen” Nachgeschmack auf der Zunge verursacht. Tannin kann aber auch aufgeschäumt werden und bildet hochporöse Schäume die nicht brennbar sind und über gute thermische Eigenschaften verfügen.

Um Tannin aber in großen Mengen industriell zu nutzen und Schäume mit immer gleichen Eigenschaften herzustellen, muss es nach der Extraktion aus dem Holz gereinigt werden. In seiner Forschungsarbeit optimiert Thomas die Verfahren um die gewünschten phenolischen Bestandteile des Tannins von dem enthaltenen Zucker und anderen Verunreinigungen zu trennen. Dafür setzt er die fest-flüssig Extraktion ein sowie die chromatische Trennung und analysiert anschließend die einzelnen Fraktionen auf deren Reinheitsgrad. Somit trägt er dazu bei, dass saubere Hartschäume mit immer gleicher Qualität in einem industriellen Maßstab hergestellt werden können. Dies ist ein wichtiger Baustein um den Bausektor umweltfreundlicher zu gestalten und lässt den “Elefant im Klimaraum” schrumpfen. Die Ergebnisse seiner Arbeit wurden bereits in verschiedenen internationalen Fachmagazinen veröffentlicht.

Aktuell geht die Entwicklung in zwei Richtungen: 

Zum einen die Weiterentwicklung des Tanninschaums, der durch neue Produktionstechniken feinporiger und druckfest ist. Dadurch ist ein Einsatz nicht mehr nur als Dämmung, sondern auch als Schaum für den Form- oder Modellbau möglich. Dieser ist dann auch mit allen gängigen Tischlereimaschinen bearbeitbar.

Andererseits verfügt Tannin bzw. Tanninschaum über die Fähigkeit Ammoniak und anderer Schadstoffe zu binden. Wird er vor der Feldausbringung der Gülle zugegeben, wird die Abgabe von Treibhausgasen signifikant reduziert.

Weitere Infos unter:  https://www.fh-salzburg.ac.at/fhs/aktuelles/news/mit-rinde-zur-klimaverbesserung