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25. März 2022

Dissertation abgeschlossen: Beitrag zu verbesserter Krebsdiagnostik

Prostatakrebs: eine Diagnose, die jährlich mehr als 6.000 Männer in Österreich erreicht (*Quelle: Statistik Austria). Florian Szigeti, Senior Lecturer am Studiengang Radiologietechnologie, widmete sich im Rahmen seiner 2021 abgeschlossenen Dissertation der Frage, wie die Diagnostik in der ersten Phase der Behandlung durch nuklearmedizinische Bildgebung in Kombination mit der multiparametrischen Magnetresonanztomographie (mpMRT) verbessert werden kann.

Der Verdacht auf Prostatakrebs besteht bei Erhöhung des Tumormarkers PSA (Prostataspezifisches Antigen) und wird vor der Therapie bei den meisten Patienten durch eine anschließende Biopsie verifiziert. Im organbegrenzten Stadium führt der klassische Therapieverlauf über die radikale Prostatektomie und anschließend zu regelmäßigen PSA-Kontrollen. Das Ziel der prospektiven Studie PRISMA17 und Florian Szigetis Dissertationsvorhaben bestand darin, die diagnostische Qualität mittels nuklearmedizinischer Bildgebung, in Kombination mit der mpMRT zu evaluieren und zu analysieren, welchen Einfluss die prätherapeutische Bildgebung auf das Therapiemanagement hat.

Neue Diagnostik in der Primärstaging Phase

„Der Fokus lag auf der sogenannten Primärstaging-Phase, also bei den Patienten, die noch vor dem Beginn einer Therapie stehen. Der Krebs war bioptisch gesichert, aber zum Beispiel die Frage nicht geklärt, ob es Fernmetastasen in Lymphknoten, anderen Organe oder Knochen gibt“, erklärt der Forscher. „Die Verwendung der [68Ga]Ga-PSMA-11-Positronen Emission Tomographie (PET/CT) in der Primärstaging Phase ist neu und hilft uns die Gesamtsituation besser einzuschätzen.“ Dabei wird das Prostataspezifische Membranantigen (PSMA) an der Zellwand radioaktiv markiert. Bisher war diese Art der Diagnostik nur in der „Re-Staging-Phase“ etabliert, also bei Patienten nach einer Therapie, bei denen der PSA-Wert wieder anstieg und man vom Zurückkehren der Erkrankung ausgehen musste. Insgesamt wurden ca.160 Patienten in die Studie aufgenommen, die Hälfte davon in der Primärstaging-Phase.

Fachspezifisch liest sich das so: Bei Patienten mit histologisch gesichertem Prostatakarzinom, bei denen eine radikale Prostatektomie vorgesehen ist, wurde prätherapeutisch eine [68Ga]Ga-PSMA-11 PET/CT, sowie eine multiparametrische Magnetresonanztomographie (mpMRT) durchgeführt. Es wurde evaluiert, welche Auswirkung der Einsatz der [68Ga]Ga-PSMA-11 PET/CT, im Vergleich mit der mpMRT, auf das Staging von Lymphknoten- bzw. Knochenmetastasen (N- und M-Staging) und in weiterer Folge auf das initiale Therapiemanagement hat.

Bedeutet: Patienten mit der Diagnose Prostatakrebs wurden bereits vor der Entfernung der Prostata mittels Ganzkörper PET/CT und MRT des Beckenbereichs untersucht, um zu überprüfen, ob der Krebs bereits in Lymphknoten und/oder Knochen nachweisbar ist. Diese prätherapeutische Bildgebung bildet eine mögliche Grundlage für ein optimiertes Therapiemanagement, da sie jene Patienten herausfiltert, bei denen eine alleinige Prostataoperation nicht die beste Option darstellt.

Forschungsprojekt PRISMA17

Florian Szigetis Doktorat war Teil des Forschungsprojektes PRISMA17, einem interdisziplinären Projekt zwischen der FH Salzburg, der Universitätsklinik für Nuklearmedizin und Endokrinologie (SALK) und dem Pathologischen Institut (SALK). Das Forschungsprojekt bestätigte den Vorteil der nuklearmedizinischen Diagnostik mit der [68Ga]Ga-PSMA-11 PET/CT bei der Detektion von Fernmetastasen.

Für die Wissenschaftler*innen stand das PSMA als Tracer im Vordergrund: Die Abkürzung PSMA steht für Prostata-Spezifisches-Membran-Antigen, ein transmembraner Rezeptor, welcher auf der Oberfläche von Prostatakarzinomzellen häufig stark überexprimiert wird. Das verwendete Radiopharmakon [68Ga]Ga-PSMA-11 bindet an diese Antigene. Aufgrund der spezifischen Bindung reichert sich Radioaktivität im Tumorgewebe an und kann mit PET/CT-Geräten detektiert werden. Die Detektionsrate ist von der Größe des Tumors, bzw. des Rezidivs abhängig.

„Trotz des anspruchsvollen Studiendesigns (prospektives Setting) und vier beteiligten Fachgruppen, funktionierte die Projektabwicklung gut und die Ergebnisse wurden in den diagnostischen und therapeutischen Prozess der SALK implementiert“, fasst Szigeti das Projekt zusammen.

Die Ergebnisse der Studie wurden außerdem im Journal „Molecular Imaging and Biology“ veröffentlicht: Incremental impact of [68Ga]Ga-PSMA-11 PET/CT in primary N and M-staging of prostate cancer prior to curative-intent surgery: a prospective clinical trial in comparison with mpMRI. DOI: 10.1007/s11307-021-01650-9

Ergebnisse in der Fachsprache:

In der Primärstaging-Gruppe zeigte die [68Ga]Ga-PSMA-11-PET/CT eine hohe diagnostische Genauigkeit beim N- und M-Staging von Patienten mit Prostatakrebs mit mittlerem und hohem Risiko für Metastasierung. Beim Nachweis von lokoregionalen Lymphknotenmetastasen war die [68Ga]Ga-PSMA-11-PET/CT der mpMRT des Beckens überlegen. Es wurde eine signifikante Korrelation zwischen der [68Ga]Ga-PSMA-11 Anreicherung in der intraprostatischen Indexläsion und der Risikostratifizierung, basierend auf trigger-PSA-Spiegel und Gleason Score, gefunden.

Über Florian Szigeti

Florian Szigeti hat von 2003 bis 2006 seine Ausbildung an der Akademie für den radiologisch-technischen Dienst in Salzburg absolviert. Anschließend startete er als externer Lehrender an dem neu gegründeten Bachelorstudiengang Radiologietechnologie an der FH Salzburg, bevor er 2009 hauptberuflich als Lehrender an der FH einstieg, wo er bis heute tätig ist. Von 2010 bis 2012 absolvierte er berufsbegleitend das Masterstudium MedTech - Functional Imaging, Conventional & Ion Radiotherapy an der FH Wiener Neustadt. Von 2016 bis 2021 arbeitete er - neben seiner Lehrtätigkeit an der FH Salzburg - an seinem Dissertationsprojekt am Studiengang Medical Sciences an der PMU. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Nuklearmedizin und Strahlenschutz, bzw. Dosisoptimierung. Florian Szigeti ist Fachbereichsleiter für Nuklearmedizin und Internationaler Koordinator des Studiengangs.