Mit dem Fahrrad durch die österreichische Holzindustrie

Auch in ihrer dritten Auflage war sie wieder ein voller Erfolg: Die nachhaltige „Radexkursion“ der Studierenden des Studiengangs Holztechnologie & Holzbau unter der Leitung von Günter Berger führte sieben engagierte Studenten fünf Tage lang durch die vielfältige Welt der (West-)österreichischen Holzverarbeitung. Dabei kombinierte das Projekt sportliche Herausforderung mit hochkarätiger Fachpraxis und gelebter Nachhaltigkeit. Mit dem Fahrrad wurden beeindruckende 320 Kilometer und insgesamt 2.500 Höhenmeter zurückgelegt – und dabei neun innovative, holzverarbeitende Betriebe in Salzburg und Tirol besucht.

Ein sportlicher Start mit steilem Aufstieg

Die Tour begann am Campus Kuchl bei wechselhaftem Wetter und die erste inspirierende Begegnung erwartete die Teilnehmer in Bischofswiesen. Dort trafen sie Nuri Irshaid, Absolvent unseres Studiengangs und Projektmanager beim Kulturgut Stangass. Das mit dem Rosenheimer Holzbaupreis prämierte Gebäude-Ensemble demonstriert bereits zu Beginn der Exkursion die grenzenlose Gestaltungsmöglichkeit im Holzbau. Irshaid führte die Gruppe gemeinsam mit Wolfgang Aigner, ebenfalls Absolvent vom Campus Kuchl und Marketingleiter von Meiberger Holzbau, die für die reibungslose Realisierung dieses Objektes verantwortlich war. Und passend dazu war der nächste Stopp auch direkt bei Meiberger Holzbau in Lofer selbst eingeplant, wobei dazwischen der für seine Steilheit bekannte Hirschbichl überwunden wurde. Wolfang Aigner nahm sich viel Zeit für eine persönliche Werksführung und zeigte die breite Angebotsvielalt des mittelständischen Unternehmens, das von Lofer aus europaweit imposante Projekte abwickelt. 

Tag 2: Von Führungspersönlichkeiten und Alumni-Power 

Der zweite Exkursionstag begann mit einem spannenden Rundgang durch die Werke der EGGER Group, einem der führenden Unternehmen der Branche. Bernhard Höckner, ebenfalls ein erfolgreicher Absolvent, schilderte seinen Werdegang bis in die Führungsetage und begeisterte mit praxisnahen Einblicken.

Anschließend ging es weiter zu Neuschmied Holz GmbH, einem Betrieb, der gekonnt vermittelte, wie man in einem von Großkonzernen dominierten Markt als Mittelständer erfolgreich bestehen kann. Die Studierenden erhielten hier einen umfassenden Überblick über die gesamte Wertschöpfungskette – von der Rundholzübernahme über eine eigene Stromproduktion mittels Wasserkraft und Photovoltaik bis hin zum internationalen Handel, insbesondere mit Italien. Auch aktuelle Marktthemen wie die wieder steigende Nachfrage nach klassischen Latten wurden behandelt.

Nach bereits über 200 gefahrenen Kilometern stand das nächste Etappenziel im Zeichen technischer Spitzenleistungen: Bei der Binderholz Group in Jenbach führte Head of Marketing und Absolvent Christian Kolbitsch durch das größte BSH-Werk Europas – ein Paradebeispiel für industrielle Holzverarbeitung auf höchstem Niveau.

Tag 3: Technik, Architektur und Erfolgsgeschichten 

Im Anschluss besuchten die Studierenden die Felder Group in Hall in Tirol, wo Jürgen Rakuschan über die Philosophie und Innovationskraft des international erfolgreichen Maschinenbauunternehmens sprach. Weitere Stationen dieses Tages: Das Goldene Dachl in Innsbruck, das humorvoll als „irgendwie auch Holzbau“ betitelt wurde, sowie die moderne und mehrfach ausgezeichnete Rotkreuz-Zentrale in Holzbauweise von Melanie Karbasch. Das Unternehmen HUTER & SÖHNE GmbH in Innsbruck war der nächste Gastgeber auf der Reise – einem Spezialisten für anspruchsvolle BSH-Konstruktionen, der unter anderem auch die Holzkonstruktion der Halle bei Marberger realisierte. 

Tag 4: Netzwerke, Märkte und Global Player 

Der vierte Tag widmete sich den logistischen und wirtschaftlichen Aspekten der Branche. Bei der Holz Marberger GmbH in Ötztal-Bahnhof erläuterte Gregor Marberger die Rolle des Holzhandels im überregionalen Kontext. Die Studierenden erfuhren, wie stark der Handel von Kooperationen lebt – etwa mit EGGER Group oder HUTER & SÖHNE GmbH – und wie wichtig Flexibilität, Marktkenntnis und Nachhaltigkeit für den langfristigen Erfolg sind. Eindruck machte auch die imposante, aus Baubuche errichtete Lagerhalle – ein gelungenes Beispiel für moderne Holzarchitektur im Großformat. Zum offiziellen Abschluss führte die Reise zur Pfeifer Group, einem international tätigen Familienunternehmen mit Sitz in Imst. Die Studierenden wurden von Jonas Schwetz, Hannah Menz, Florian Singer und Michael Pfeifer durch die Unternehmenszentrale sowie das moderne Brettschichtholz-Werk geführt. Hier bekamen sie umfassende Einblicke in die Produktionsprozesse, die internationalen Märkte und die strategische Ausrichtung eines der führenden Holzunternehmen Europas.

Tag 5: Herzschlag-Finale zum Abschluss 

Doch für das Kernteam war die Reise noch nicht zu Ende: Als persönliches Highlight – oder „Herzensprojekt“ – ging es am fünften Tag weiter zum Stilfser Joch, dem mit 2.757 Metern zweithöchsten Alpenpass Europas. Mit viel Ausdauer, Ehrgeiz und Teamgeist wurde auch diese Herausforderung gemeistert – und der Rad-Tacho der Kerngruppe zeigte zum Schluss eindrucksvolle 430 Kilometer und 5800 Höhenmeter.

Fazit: Gelebte Nachhaltigkeit, starke Netzwerke und ein Blick in die Zukunft

Die diesjährige Radexkursion war erneut mehr als eine sportliche Herausforderung: Sie war ein eindrucksvoller Beweis dafür, wie praxisnah, zukunftsorientiert und vernetzt das Studium Holztechnologie & Holzbau am Campus Kuchl ist. Die Verbindung von nachhaltiger Mobilität mit fachlichem Austausch, Alumni-Engagement und spannenden Betriebsbesichtigungen machte die Exkursion zu einem unvergesslichen Erlebnis, das die Möglichkeit bot direkte Kontakte mit der Holzbranche von morgen zu knüpfen. 

Günter Berger

Senior Lecturer und Leiter der nachhaltigen Radexkursion

Der berührendste Moment für mich waren am Ende die Dankesworte eines Teilnehmers: "Danke für Deine Visionen". Horizonte zu erweitern, Möglichkeitsräume schaffen, Persönlichkeiten zu entwickeln - darum geht es am Ende des Tages auch im HochschulwesenDiese Übung ist uns gelungen. Mein Dank geht an unsere besonderen Studierenden, die sich auch auf unkonventionelle Dinge einlassen, durch Toleranz und Offenheit überproportional lernen und durch ihre besondere, bewiesene Charakterstärke tolle Führungskräfte in der Zukunft sein werden. Mit einer solchen Jugend kann man auch in Zeiten wie diesen optimistisch nach vorne schauen“. 

Einer dieser Hoffnungsträger war Philipp Safrin, der über die Exkursion im Nachgang begeistert schreibt: „Vom kleinen Sägewerk mit 15 Mitarbeiter*innen zur internationalen Holzindustrie mit 6000 Beschäftigten, vom bodenständigen Zimmerei Betrieb zum visionären Holzhändler, auf dieser Exkursion hatten wir ein sehr lehrreiches und vor allem „HÖLZERNES“ Programm“. In verschiedenste HOLZ-Unternehmen einzutauchen, Firmenphilosophien zu erfahren, Visionen zu diskutieren, Wertvorstellungen zu teilen, ist eine unbezahlbare Erfahrung für alle Beteiligten. Außerdem war dies auch eine wertvolle Gelegenheit für alle Studis mit potenziellen Arbeitgebern zu connecten!“ 

In diesem Sinne hoffen wir auf eine erfolgreiche Fortsetzung im Jahr 2026!