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22. Dezember 2022

KI-Chatbot: Einsatz in der Lehre

Nicht erst seit Veröffentlichung des Tools ChatGPT sind Chatbots durch die Möglichkeit der Automatisierung von (menschlicher) Kommunikation ein wesentlicher Bestandteil der Digitalisierung der Gesellschaft. Hochschulen als aktive Gestalterinnen der digitalen Transformation sollen Studierenden Raum und Möglichkeiten bieten, sich mit dieser Technologie auseinanderzusetzen - nicht nur in der Anwendung, sondern auch im Verstehen, Hinterfragen und Entwickeln.

 Aus diesem Grund wurde an der FH Salzburg im Studienjahr 2022/23 das Projekt "Schnatterbüchse“ konzipiert. Durch interdisziplinäre Zusammenarbeit der Departments Information Technologies & Digitalisation sowie Business & Tourism können sich Studierende dem Thema im Rahmen eines Wahlpflichtfaches aus unterschiedlichen Perspektiven nähern. In Projektgruppen wurde jeweils ein eigener Use Case entwickelt und prototypisch umgesetzt. Die finale „Roadshow“ mit der Präsentation der Prototypen der Projektgruppen hat die vielfältige Auseinandersetzung der Studierenden mit dem Thema gezeigt und es erlaubt, mit verschiedensten Chatbots zu interagieren.

Im Frühjahr 2022 haben Eva Lienbacher (Department Business & Tourism) und Cornelia Ferner (Department Information Technologies & Digitalisation) mit der Planung einer interdisziplinären Lehrveranstaltung zum Thema Chatbots begonnen. Da Chatbots mittlerweile auch in vielen Unternehmen über alle Branchen hinweg im Einsatz sind, ist Know-how zur technologischen Entwicklung bzgl. möglicher Chancen und Risiken bei der Verwendung von Chatbots in der Praxis für Studierende essenziell. Zur Umsetzung eines leistungsfähigen Chatbots benötigt es vielfältige Fähigkeiten - von der Kommunikations- und Dialoggestaltung hin bis zur technischen Entwicklung und Einbindung in eine bestehende IT-Infrastruktur. Studierende sollen im Rahmen ihres Studiums die Möglichkeit erhalten, Chatbots zu verwenden und sich aktiv mit deren Planung und Entwicklung auseinanderzusetzen. Im Wintersemester 2022/23 konnte das Format erstmals für Studierende der Studiengänge Applied Image and Signal Processing, Betriebswirtschaft, Business Informatics und Informationstechnik & System-Management in Form eines Wahlpflichtfachs angeboten werden.   

Die kooperative Lehrveranstaltung beginnt mit einem Einstiegsworkshop, der dazu dient, in interaktiven Gruppenarbeiten das Thema Chatbot einzuführen und die wichtigsten Grundlagen zu vermitteln. Im Anschluss daran werden im Laufe des Semesters in Projektgruppen Chatbot-Prototypen entwickelt, die am Ende im Rahmen einer "Roadshow" den anderen Gruppen präsentiert und zum Testen bereitgestellt werden. Die Tools, die zur Umsetzung verwendet werden, sind den Studierenden völlig freigestellt und richten sich nach den Fähigkeiten der Studierenden. So kann auch mit No-Code-Entwicklungsprogrammen ein lauffähiger Prototyp entwickelt werden - Programmierkenntnisse sind keine Voraussetzung.  

Prototypen im WS2022/23 

Die Aufgabenstellung im WS2022/23 lautete "Entwicklung eines Chatbots für die Krisenkommunikation eines Unternehmens". Die ausgewählten Use Cases der Projektgruppen umfassten dabei Produktrückrufaktionen unterschiedlicher Unternehmen, die Reaktion auf Feueralarm in einer Hochschule, sowie die Koordination von Sach- und Zeitspenden für einen sozialen Hilfsdienst in Akutzeiten. Die entwickelten Prototypen weisen eine hohe technische Reife auf. So wurde bspw. von einer Gruppe das damals neu veröffentlichte ChatGPT zur Antwortgenerierung eingebunden bzw. von einer weiteren Gruppe eine Emotionserkennung

Nachhaltigkeit und Transfer 

Das gesamte Projekt wurde von Beginn an so konzipiert, dass eine Übertragbarkeit auf andere Lehrveranstaltungen möglich und explizit erwünscht ist. Interessensbekundungen dafür gibt es bereits - durch die aktuellen Entwicklungen rund um ChatGPT ist die Thematik KI und Chatbots relevanter denn je. Konkretes Interesse besteht beispielsweise bei den gesundheitswissenschaftlichen Studiengängen, wo Chatbots für die Simulation von Patient:innengesprächen bzw. die Erstanamnese eingesetzt werden können. 

Der auf zwei Einheiten angesetzte Einstiegsworkshop ist bestens geeignet, auch kurzfristig in anderen Lehrveranstaltungen oder Angeboten zum Einsatz zu kommen. So wurde dieser Workshop schon in einer weiteren Lehrveranstaltung an der FH Salzburg (Digitale Kommunikation) angeboten. Der Workshop wurde auch im Rahmen der DACH-Konferenz ICMbeyond 2023 in Chur durchgeführt, was den Austausch und Informationstransfer mit Kolleg:innen an anderen Hochschulen im deutschsprachigen Raum ermöglichte.  

Für Fachhochschulen ist auch der Wissenstransfer in Unternehmen ein wichtiger Baustein ihres Auftrags. Die Reaktionen berufsbegleitend Studierender haben das Potential der Lehrveranstaltung unterstrichen: Es hat sich gezeigt, dass das praktisch Erlernte teilweise noch während des Semesters in die Unternehmen transferiert werden konnte und die Unternehmen dadurch (verstärkt) auf das Thema aufmerksam wurden. 

Institutionelle Unterstützung  

Das Projekt wird durch die Hochschulleitung der FH Salzburg in Form des Zukunftsfonds für innovative Lehre unterstützt. Der Lehrinhalt ist Teil eines mehrstufigen Projekts, in dem unter anderem Prototypen von Chatbots für die Lehre (z.B. FAQ-Bot in MS Teams) sowie Informations-Handouts und Tutorials für Kolleg:innen erstellt und zur Verfügung gestellt werden.