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24. April 2024

Projekt NETTLE: Ein spannender Blick ins Forschungslabor

Wir besuchen Sabrina Vorderegger im Forschungslabor der Biomedizinischen Analytik an der SALK. Sabrina hat im Februar als Forscherin an der FH Salzburg gestartet, sie wurde speziell für das Interreg Projekt NETTLE eingestellt. Das Projekt hat zum Ziel, natürliche Extrakte aus verschiedenen alpinen Pflanzenarten mit interessanten biologischen Aktivitäten zu gewinnen, die typisch für das österreichisch-italienische Grenzgebiet sind.

Sabrina ist Molekularbiologin und in ihrer Freizeit gerne in den Bergen unterwegs. Ihre Hauptaufgabe wird es in den kommenden 2 Jahren sein, aus den verschiedenen Pflanzenarten mit den unterschiedlichen Methoden im Labor die funktionellen Eigenschaften der Pflanzen zu bestimmen und herauszufinden, ob sie sich in Hinblick auf antioxidative, antimikrobielle und wundheilende Eigenschaften zukünftig zur Entwicklung medizinischer Anwendungen eignen. Diese würden dann bei der Behandlung von Erkrankungen der Haut wie beispielsweise Akne, Neurodermitis oder Epidermolysis bullosa verwendet werden.

In einem ersten Schritt werden Hautzellen im Labor gezüchtet, die dann für die Testung der verschiedenen Extrakte verwendet werden. Diese werden in spezielle Kulturflaschen gesät und Bekommen über Zellkulturmedium alle Nährstoffe die sie zum Wachsen benötigen. Die Hautzellen haften sich an den Boden der Flaschen und verdoppeln sich dort circa alle 24 h. Für die Experimente werden die Hautzellen dann in Zellkulturplatten gesät. Die Hautzellen werden dann optisch beurteilt, ob die Oberfläche ineinander übergehend bewachsen ist. Außerdem wird geschaut, ob keine Kontaminationen zu sehen sind und ob die Zellen „gesund aussehen“. Bevor man Experimente mit Zellen vornehmen kann muss man sicherstellen, dass die Zellen optimal gewachsen sind und es ihnen gut geht. Erst dann kann man sich darauf verlassen, dass die Ergebnisse von Experimenten richtig und verwertbar sind.

An den Extrakten der Pflanzen wird zuerst überprüft, ob sie toxisch, also giftig, sind. Um diese sogenannte Zytotoxizität festzustellen, wird der Extrakt in verschiedenen Konzentrationen auf die Zellen aufgetragen, um festzustellen, wie sich die Inhaltsstoffe darin auf die Lebensfähigkeit der Zelle auswirken.

Die Zellen werden dafür für 24 Stunden mit den Extrakten behandelt, im Anschluss wird eine Resazurin Lösung auf die Zellen gegeben, wie auf den Fotos zu sehen. Resazurin ist ein blauer Farbstoff, der von gesunden Zellen mit einem funktionierenden Stoffwechsel in Resorufin umgewandelt wird. Resorufin ist pink und stark fluoreszierend, daher kann es gut mit einem Fluoreszenzspektrometer detektiert werden. Je höher die gemessene Fluoreszenz, desto gesünder sind die Zellen.

Nach der Überprüfung eines Extraktes auf Zytotoxizität weiß man, mit welcher Konzentration man die restlichen Untersuchungen durchführen kann. Dann können der Einfluss auf die Wundheilung, die antibakteriellen und antioxidativen Eigenschaften mit weiteren Experimenten bestimmt werden.

Der erste Testkandidat im Labor ist die Schafgarbe (Achillea millefolium.). Die Schafgarbe wird in der Volksmedizin schon lange bei Verdauungsstörungen und zur Pflege der Gesichtshaut angewendet. Es wird also spannend, ob sich für die Schafgarbe auch im Labor antioxidative und wundheilende Eigenschaften nachweisen lassen. Weitere Kandidaten im Projekt NETTLE sind der Echte Thymian (Thmus vulgaris), Pfefferminze (Menta piperita), Zitronenmelisse (Melissa officinalis), Arnika (Arnica montana), Weißdorn (Crataegus oxyacantha), Alpen-Frauenmantel (Alchemilla alpina) und noch viele mehr.