Aktuelles
23. Juli 2020

Social Entrepreneurs: Forschungsprojekt stärkt Vernetzung und Zusammenarbeit  

Wie passen Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit zusammen? Was treibt Social Enterpreneurs im Vergleich zu traditionellen For-Profit Unternehmen an? Wo gibt es Überschneidungen und was können diese beiden Unternehmensformen voneinander lernen? Wie kann Netzwerken und verstärkte Zusammenarbeit zwischen diesen Wirtschaftsakteuren funktionieren?

Sozial-, nachhaltig, wirtschaftlich –Unternehmen, die entlang dieser drei Zielkriterien wirtschaftlich arbeiten, werden oft als sogenannte Impact Entrepreneurs oder als Social Entrepreneurs bezeichnet. Im Vergleich dazu richten traditionelle For-Profit Unternehmen ihre unternehmerischen Tätigkeiten – zumindest nach den klassischen Theorien – am Prinzip der Profitmaximierung aus.

Ein Forschungsteam der FH Salzburg arbeitet daran, diesen Know-how-Transfer zwischen Unternehmen nicht nur in Österreich, sondern auch auf zentraleuropäischer Ebene voranzutreiben. Im europäischen Vergleich zeigt sich nämlich, dass Social Entrepreneure (je nach Land und Lage) häufig von öffentlichen Fördermitteln abhängig sind, was diese insbesondere bei Krisen – wie jetzt bei covid19 ersichtlich – besonders verletzlich macht. Das internationale Projekt “CE Responsible“ der Förderschiene INTERREG Central Europe (CE) hat die Vernetzung von „Social Entrepreneurs“ mit klassischen For-Profit Unternehmen zum Ziel, um eine Sensibilisierung in Richtung verantwortungsvolles Unternehmertum im zentraleuropäischen Raum zu schaffen. Am Projekt sind neben Österreich Partner aus Slovenien, Slowakei, Kroatien, Ungarn, Deutschland, Italien, Polen und Tschechien beteiligt.

Win-Win Situation für Unternehmen

Das Innovative am Ansatz der ForscherInnen der FH Salzburg und deren Projektpartner ist, dass den Unternehmen eine Plattform für den gemeinsamen Austausch geboten wird, von der beide Seiten profitieren: Social Entrepreneurs erhalten wichtiges Knowhow z.B. in Form von Zugang zu wertvollen Netzwerken, finanziellen Ressourcen oder Wissen. Gleichzeitig geben sie aber auch ihre Perspektive von nachhaltigem wirtschaftlichem Handeln an For-Profit Unternehmen weiter.

Die Geschäftsführerin Gabriela Sonnleitner vom magdas HOTEL in Wien erklärt, wie Wirtschaftlichkeit und soziales Unternehmertum zusammenpassen: „Das Hotel ist ein Social Business Betrieb. Schwerpunkt ist die Ausbildung junger Menschen mit Fluchthintergrund in verschiedenen Hotellerie- und Gastronomieberufen. Und professionell ist hier nicht nur die Ausbildung, sondern auch die Betriebsführung. Denn das Hotel muss sich wirtschaftlich selbst tragen. Auch das ist Teil des Social Business Konzepts.”

Die Lage in Österreich

Im Rahmen des Projektes wurde zwischen Mai und Juni 2020 eine Studie durchgeführt, an der 258 Personen in leitender Position in einem österreichischen Unternehmen teilgenommen haben. Die Resultate zeigen, dass Social Entrepreneure und For-Profit Unternehmen in Österreich teilweise bereits auf Augenhöhe wirtschaften. So gaben 37% und damit mehr als ein Drittel der 105 befragen Social Entreneure an, dass sie heute schon profitorientiert wirtschaften. Gleichzeitig nannten 30% der 153 profitorientierten UnternehmerInnen die Erfüllung einer sozialen oder Umweltmission als eines ihrer Hauptgeschäftsziele. Unsere Studie zeigt somit, dass sich in Österreich auch bei den traditionellen For-Profit-Unternehmen ein Wertewandel hin zu mehr sozialer und ökologischer Verantwortung vollzieht.

Die Unternehmen wurden außerdem zu den Auswirkungen von COVID-19 befragt. Mit 64% gaben mehr als die Hälfte der Sozialunternehmen an, dass COVID-19 die Erreichung ihrer sozialen und/oder ökologischen Interessen aktuell erschwert. Bei den For-Profit Unternehmen waren sogar 72% der Befragten dieser Überzeugung. „Erfreulich ist, dass die befragten Unternehmen für die Zukunft trotzdem großteils positiv gestimmt sind“ so Cornelia Huis, Forscherin am Studiengang Betriebswirtschaft der FH Salzburg. Auf die Frage, wie die Unternehmen die Situation in fünf Jahren einschätzen, gaben 61% der Social Entrepreneure und 80% der For-Profit Unternehmen an, dass sie glauben, dass COVID-19 die Erfüllung der sozialen- und nachhaltigen Ziele langfristig nicht negativ beeinflussen wird.

Christine Vallaster, Professorin und Fachbereichsleitung Marketing & Relationship Management am Studiengang Betriebswirtschaft der FH Salzburg: „Nachdem wir jetzt die Studie in allen neun Ländern durchgeführt haben, geht es in den nächsten Wochen daran, die Ergebnisse auszuwerten. Im nächsten Schritt werden dann Workshops stattfinden, bei denen es ganz konkret darum gehen wird, wie Social Entrepreneure und For-Profit-Unternehmen kooperieren können, sodass für beide Unternehmenstypen, aber auch für unsere Gesellschaft und Umwelt ein Mehrwert entsteht. Außerdem arbeiten wir im Projekt an einer Onlineplattform zur Vernetzung von Unternehmen: Vom Kennenlernen, über Mentoring und das Entwickeln gemeinsamer Geschäftsideen soll hier alles möglich sein.“

Gemeinsame Ziele

Die Partner werden gemeinsam Folgendes erarbeiten:

  • Nachhaltigkeitskonzept-Modell zur Unterstützung von Social Entrepreneurs im zentraleuropäischen Raum
  • Onlineplattform mit entsprechenden Tools zur Vernetzung von Social Entrepreneurs und ForProfit-Unternehmen mit dem Ziel, langfristige Unternehmenskooperationen zu etablieren
  • Coaching Toolbox zur Vernetzung von Social Entrepreneurs und For-Profit-Unternehmen mit dem Ziel der Etablierung langfristiger Unternehmenskooperationen
  • Implementierung von Pilotaktionen in allen Partnerländern, um die entwickelten Coaching Toolboxen zu testen und weiterzuentwickeln

Projektübersicht

Das Projekt hat eine geplante Laufzeit von 1. April 2019 bis zum 31. März 2022. Das Gesamtprojektbudget wird vom INTERREG Central Europe Programme des European Regional Development Fund (ERDF) unterstützt. Das Projektkonsortium besteht aus Partnern der folgenden Länder: Slowenien, Italien, Deutschland, Kroatien, Slowakei, Ungarn, Polen, Tschechien und Österreich.

Die Partner auf einen Blick:

  • E-Institute – Institute for comprehensive Development solutions (SI)
  • Metropolitan City of Bologna (IT)
  • Ikosom – Institute for communication and social media (DE)
  • Alma Mater Studiorum University of Bologna (IT)
  • Brodoto – Social impact creative agency (HR)
  • Slovak Centre of Scientific and Technical Information (SK)
  • Centre for Economic and Regional Studies – Hungarian Academy of Sciences (HU)
  • Municipality of Kielce/Kielce Technology Park (PL)
  • South Bohemian Agency for Support to Innovative Enterprising (CZ)
  • Fachhochschule Salzburg (AT)
  • Budapest Chamber of Commerce and Industry (HU)

An der FH Salzburg ist FH-Prof. Dr. habil. Christine Vallaster, Studiengang Betriebswirtschaft, Hauptansprechpartnerin für das INTERREG Projekt.